Den Maschinenbauern auf der Spur

Jeder kennt die Witze über Aachen und seine Maschinenbauer. Aber ist es denn ein Wunder, dass es hier so viele Maschinenbauer gibt? Nein. 

Mechanische Premieren in Aachen und Umgebung. 1802: automatische Wollkratzmaschine, 1810: hydraulische Presse, 1816: Dampfmaschine, 1818: halbautomatische Spinning Mule, 1818: Schermaschine, 1826: Raumaschine, 1840: Zylinderwalke…

Die Aachen-Lütticher Region gilt als die Wiege der industriellen Textiltechnik auf dem europäischen Festland. Und diese leistungsfähige Textilindustrie, aber auch der Metall- und Steinkohlenbergbau sowie die Metallverhüttung und –verarbeitung hatten einen großen Bedarf an guten Fachkräften und Ingenieuren. Dampfmaschinen entwickeln sich schließlich nicht von selbst weiter. Et voilà! Das Aachener Polytechnikum ging 1870 in den Lehrbetrieb. Und bildete seither (später als RWTH) Generationen von erstklassigen Maschinenbauern aus – bis heute.

Fabriken, Fördertürme, Schornsteine – nur wenige Monumente, die einst das Stadtbild und die Landschaft prägten, erinnern heute noch an die Hochzeit der frühen Industrialisierung der Region. Das Future Mag geht auf Spurensuche und stellt in loser Folge sehenswerte Orte vor.

 

Folge 1: Energeticon – das Erbe lebt

Vom Urknall bis zum Solarmodul – und mittendrin die regionale Bergbauhistorie: Das Alsdorfer Energeticon macht erlebbar, wie wir gestern Energie erzeugt haben. Und wie das in der Zukunft funktionieren könnte.

Der Rundgang im Energeticon, 15 Kilometer von Aachen entfernt, startet im „Sonnenraum“. Gedämpftes Licht und sphärische Klänge drängen den Alltag aus dem Bewusstsein, die Animation erobert augenblicklich die Herrschaft über alle Sinne.

Bald heißt es dann „Glück Auf!“, und man taucht ein in die Welt der Kohlenkumpels. Eine Seilfahrt in die Tiefe eines Schachtes wird simuliert – der Förderkorb vibriert und rumpelt so echt, dass man meint, man würde eine weit größere Strecke als die bis ins Kellergeschoss des Gebäudes zurücklegen. Hier unten ist die harte Arbeit unter Tage komplett nachgestellt: Historische Maschinen sind zu sehen, der Abbautunnel („Streb“), Rohrleitungen, Schaltkästen. Filmszenen in Lebensgröße sowie akustische Animationen mit Werkstattlärm schaffen eine dichte Atmosphäre – es entsteht eine echte Ahnung davon, wie brutal die Bergleute schuften mussten.

Dann das Thema Energiewende. Es geht, immer wieder interaktiv und überraschend dargestellt, um die Endlichkeit der fossilen Energieträger, um das Wachsen des Energiebedarfs und um den Klimawandel. Detailliert und verständlich wird erklärt, auf welche Weise die erneuerbaren Energien effizient zu nutzen sind – bis hin zum „intelligenten Stromnetz“, das die Besucher mittels Fahrrad-Ergometer selbst aktivieren und ausbalancieren können.

ENERGETICON
Schmiedegebäude
Konrad-Adenauer-Allee 7
52477 Alsdorf
Di-Fr 11-17 Uhr
Sa & So, an Feiertagen 11-18 Uhr

www.energeticon.de

10.09.2016