Mies van der Rohe im Ludwig Forum

Mies van der Rohe, Project for Concert Hall, 1942. Copyright 2016. MoMA, New York, Scala, Florence.
Mies van der Rohe, Project for Concert Hall, 1942. Copyright 2016. MoMA, New York, Scala, Florence.

Ludwig Mies van der Rohe war einer der größten Architekten des 20. Jahrhunderts. Vor 130 Jahren wurde er in Aachen geboren und ausgebildet. Bis Mitte Februar 2017 zeigte das Ludwig Forum Aachen seine Collagen – weltweit erstmals in diesem Umfang.

 

Ludwig Mies van der Rohe, der Meister der Reduktion, schuf zwischen 1910 und 1965 eine Vielzahl von Collagen, die auf faszinierende Weise die Gestaltungsprinzipien seiner Architektur verdeutlichen. Diese meist großformatigen Arbeiten sind weit mehr als skizzenhafte Begleiter des architektonischen Planungsprozesses: Sie sind eigenständige Kunstwerke, die frei von Zweckgebundenheit die reine Vision Mies van der Rohes zeigen. Im Kontext moderner und zeitgenössischer Kunst präsentiert die vom Ludwig Forum Aachen konzipierte Ausstellung „Mies van der Rohe – Die Collagen“ mit einem umfangreichen Konvolut an Leihgaben aus dem New Yorker Museum of Modern Art die Collagen und Fotomontagen des in Aachen geborenen Architekten – weltweit erstmals in diesem Umfang. Flankiert werden die Arbeiten von Kunstwerken der Klassischen Moderne u.a. von Wassily Kandinsky, Paul Klee, Wilhelm Lehmbruck und Kurt Schwitters, die Mies zum Teil in seinen Collagen zitiert hat. Mit dabei auch Werke von zeitgenössischen Künstlern wie Thomas Ruff, Sarah Morris oder Mischa Kuball, die das Schaffen von Mies van der Rohe reflektieren.

Lehrjahre in Aachen
Ludwig Mies van der Rohe wurde 1886 in Aachen geboren, als fünftes und jüngstes Kind des Maurer- und Steinmetzmeisters Michael Mies und dessen Frau Amalie Rohe, deren Nachnamen er nach 1921 mit dem Zusatz „van der“ seinem Geburtsnamen anhängte.

Mies van der Rohe steht in der Tradition der Baumeister: Ohne klassische Hochschulausbildung hat er sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach dem Besuch der Domschule arbeitete Mies im väterlichen Betrieb und begründete seine profunde Kenntnis von Handwerkskunst und Materialien. Betrachtet man heute die klaren Linien seiner Werke, die emblematisch für die Moderne stehen, kann man sich kaum vorstellen, wie der 17-jährige Lehrling die Zeichenkunst beim Abzeichnen von Ornamenten im Stukkateurbetrieb von Max Fischer (Monheimsallee 50) erlernte.

Zwischen 1901 und 1905 war Mies in Aachen als Gehilfe auf verschiedenen Aachener Baustellen und als Zeichner in Architekturbüros tätig. In diesem Zusammenhang arbeitete er am Fassadenentwurf für das neue Kaufhaus Leonhard Tietz am Markt mit, das vom Architekturbüro Schneiders geplant wurde. Über diese Arbeit entstanden die ersten Verbindungen nach Berlin, nachdem Tietz die Bauleitung dem Berliner Büro Bossler & Knorr übertrug.

Revolutionär der Bauwelt
1905 machte sich Mies als Neunzehnjähriger endgültig in Richtung Hauptstadt auf, wo er schnell Kontakte zu avantgardistischen Künstler- und Architektenkreisen (Dada und Werkbund) knüpfte. Bereits in den frühen zwanziger Jahren machte er sich in der Debatte um das Neue Bauen schnell einen Namen. Seine Vorliebe für traditionelle und hochwertige Baustoffe (Stein, Marmor), die auf die Aachener Jahre zurückgeht, verband sich mit zunächst noch visionären Entwürfen, die auf neuartigen Materialien und Konstruktionsweisen basierten.

So waren seine Glashochhäuser und Stahlskelettstrukturen ihrer Zeit weit voraus und so visionär, dass sie technisch noch gar nicht realisierbar waren. Sie leisteten als theoretische Projekte einen Beitrag zur Weiterentwicklung der modernen Architektur. Aber nicht nur mit seiner Auffassung von Materialität, sondern auch mit seinem neuartigen Raumverständnis – die Auflösung der klassischen Raumgliederung und Verbindung von Außen- und Innenraum – revolutionierte er die Bauwelt. All diese Konzepte finden sich z.B. im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1928/29 in Barcelona, der zu seinen Hauptwerken zählt und der endgültig seinen Weltruhm begründete. Der extra für diesen Bau entworfene „Barcelona-Chair“ ist heute ein Design-Klassiker. Auch in seiner Funktion als Bauhaus-Direktor (1930-33) hielt Mies die Verbindung in die Heimat aufrecht, insbesondere zu seinem Bruder Ewald Philipp. Tatsächlich bat er ihn, der ein Geschäft für Natursteine führte, auch bei Fragen der Materialauswahl und -beschaffung um Rat.
Nach seiner Emigration in die USA besuchte Mies mehrmals Aachen und trug sich bei einer dieser Gelegenheiten 1959 in das „Goldene Buch“ der Stadt ein.


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Ausstellung im Ludwig Forum Aachen
Mies van der Rohe
Die Collagen aus dem MoMA
28. Oktober bis 12. Februar 2017

Adresse:
Jülicher Str. 97-109, 52070 Aachen,
Tel.: +49 241 1807-104
www.ludwigforum.de