Handprothese aus dem 3D-Drucker

Bezahlbar und einfach zu fertigen: Mit seinem Team entwickelt FH-Student Karim Abbas Handprothesen für Menschen in medizinisch schwach versorgten Ländern.

Als Karim Abbas 2014 vor seiner Bachelor-Arbeit im Fach Maschinenbau steht, hört er von der Robo-Hand: Prothesen aus dem 3D-Drucker, die es handamputierten Menschen ermöglichen, besser durch den Alltag zu kommen. „Die damaligen Modelle waren für Leute konzipiert, deren Handgelenk noch intakt ist und die Prothese steuern.“

Abbas, Student an der FH Aachen, macht sich kundig und erfährt, wie hoch die Zahl derjenigen ist, die von einer Amputation betroffen sind: Jährlich über eine Million Menschen. 80 Prozent der Betroffenen leben in einem Entwicklungsland und haben kaum Chancen, an eine Prothese zu kommen. „In armen Ländern mit beschränkter medizinischer Versorgung greift man bei Verletzungen schneller zur Amputation. Auch deshalb ist der Bedarf an Prothesen dort sehr hoch.“

Team arbeitet interdisziplinär

Da für Karim Abbas bereits klar ist, dass seine Bachelor-Arbeit mit Additive Manufacturing zu tun haben soll, denkt er die Idee der Handprothese aus dem 3D-Drucker weiter: Eine kostengünstige Hilfe auch für Kinder und Erwachsene, die oberhalb des Handgelenks amputiert sind – könnte das gehen?

Es geht, und zwar im Projekt „AMaPro“ – das Kürzel steht für Additive Manufactured Prothesis. Im Februar 2015 ist die Bachelor-Arbeit fertig und damit gibt es ein erstes Modell der Prothese: rein mechanisch, ohne elektrische Komponenten. Unterstützt zunächst vor allem von seinem Professor Andreas Gebhardt und dann auch von der studentischen Initiative Enactus, entwickelt Abbas gemeinsam mit Helfern aus den Bereichen Design, Chemie und BWL seine Prothese weiter. „Enactus bringt sich international und auch an den Aachener Hochschulen in technisch innovative und gemeinnützige Projekte ein. Ich habe dort sehr engagierte Studenten als Mitstreiter getroffen“, berichtet Abbas, der aktuell seinen Master macht.

Erster Einsatz in Casablanca

Über einen Kontakt nach Marokko kommt die Prothese dann ab 2016 dem praktischen Einsatz näher: Der Betreiber eines Sanitätshauses in Casablanca wird zum Partner der Initiative, ein enger Austausch entsteht. Und das nötige Vertrauen. Ein 3D-Drucker, mitfinanziert von Aachener Unternehmen, geht auf die Reise übers Mittelmeer; zudem Handbücher in französischer Sprache und die digitalen Baupläne für die Prothesen.

„Als bekannt wurde, dass dort günstige Prothesen angeboten werden sollen, sind die Menschen von weither angereist“, blickt Karim Abbas zurück. „Es gibt eine riesige Nachfrage.“ Bei seinen Besuchen vor Ort registrierte das Aachener Team auch, dass die Betroffenen vielfach nach Prothesen fragten, die lediglich eine ästhetische Funktion haben und die stigmatisierende Amputation weniger sichtbar machen. „Deshalb“, so Abbas, „haben wir inzwischen auch eine so genannte Schmuckprothese entwickelt. Die ersten Exemplare sind in Marokko bereits in Gebrauch.“