Meeresmüll recyceln

Von PET-Flaschen über Plastiktüten bis hin zu ganzen Geschirrsets: Unsere Meere sind voll davon! Marcella Hansch hatte es sich schon mit „Pacific Garbage Screening“ zur Aufgabe gemacht, das zu ändern. Heute arbeitet ihr Team unter dem neuen Namen ‚everwave‘ an einem ganzheitlichen Ansatz, die Meere vor der Plastikflut zu schützen. 

Und sie gehen sogar noch weiter: everwave hat nun mit verschiedenen RWTH-Forschungsinstituten daran gearbeitet, wie sich Meeresmüll zukünftig re- und sogar upcyceln lassen könnte.

„Wissenschaftler setzen sich bisher nur wenig mit der Frage auseinander, wie sich Meeresmüll verwerten und zurück in den Kreislauf bringen lässt“, heißt es auf der everwave-Webseite. Der Grund dafür sei, dass es bisher zu wenige Daten darüber gebe, wie der Müll zusammengesetzt ist, also ob er mit Schadstoffen belastet und wie viel recyclebar ist.

Die wissenschaftliche Publikation der Forscher setzt genau da an: Das everwave-Forschungsteam hat gemeinsam mit seinen Partnern, den RWTH-Instituten der Energierohstoffe (TEER), Mikrobiologie (iAMB) sowie Wasserwirtschaft (IWW) untersucht, wie sich die Meeresabfälle thermochemisch verwerten lassen.

Die gängigste Möglichkeit ist das sogenannte mechanische Recycling, zum Beispiel PET-Flaschen zu reinigen und zu zerkleinern. Dann wird der Kunststoff aufgeschmolzen und neu geformt, damit ein neues Produkt entstehen kann. Das Problem: Der Müll im Meer ist aufgrund des Salzwassers und der UV-Strahlung zum Teil schon zersetzt, meistens stark verschmutzt und besteht oft aus verschiedenen Plastiksorten – die Zusammensetzung ist daher meistens sehr komplex, weshalb ein mechanisches Recycling oft nicht möglich ist.

Upcycling im Meer ist möglich

Für solch komplexe Materialgemische wird häufig auf die thermische Behandlung, also die Verbrennung zurückgegriffen, um die im Plastik gebundene Energie zurückzugewinnen – aber zurück in den Kreislauf wird das Material so nicht geführt. Eine Alternative für solche Stoffgemische wäre, die Kunststoffe in ihre Bestandteile zu zerlegen, damit sie in der Industrie weitere Verwendung finden: und zwar durch das sogenannte (thermo-)chemische Recycling.

In ihrer Studie haben sich die Forscher mit drei verschiedenen Verfahren (Verbrennung, Pyrolyse und Vergasung) beschäftigt und in Versuchen die Optionen miteinander verglichen, analysiert und bewertet. „Die Ergebnisse zeigen, dass die gemischten und verwitterten Kunststoffe durch thermochemische Prozesse grundsätzlich recycelt werden können und unsere Technologien vor keine großen Herausforderungen stellen“, freut sich everwave.

Zusätzlich wird in der Studie in Ausblick gestellt, wie man durch thermo-chemische Umwandlungsprozsesse gewisse Abfallprodukte weiter verwendet werden könnten… quasi biotechnologisches Upcycling. Die Kopplung dieser zwei Fachgebiete bietet einen innovativen Ansatz, wie man zukünftig komplexe Gemische aus Meeresmüll re- und upcyceln könnte. Zur Studie

Auf dass demnächst hoffentlich nur noch Pflanzen, Fische und andere Tiere in unseren Meeren zu finden sind!

11.02.2021