Pflastersteine zeigen den Weg

2007 hat Andreas Roye LUCEM gegründet. Eigentlich hatte er erforscht, was anstelle von Stahl in Beton verbaut werden kann. Glasfasern waren die Lösung. Und die können noch viel mehr als nur stützen – nämlich leuchten.

Glasfasern sind stark, robust und dabei extrem dünn, sie lassen sich leicht biegen und können dennoch als Stütze für Beton dienen. Und außerdem leiten sie Licht perfekt. So entstand die Idee, Lichtbeton zu produzieren und damit die Welt ein bisschen heller und atmosphärischer zu machen. Das Prinzip ist denkbar einfach: In Beton werden spezielle Glasfasern eingearbeitet. Fällt Licht darauf, künstlich oder natürlich, wird es durch den Beton geleitet, wodurch er zu leuchten beginnt – und das in jeder erdenklichen Farbe.

Als Spin-Off der RWTH Aachen stellt LUCEM inzwischen weltweit illuminierte Sitzmöbel, Fassaden, Empfangstresen und vieles mehr her. Die Farbigkeit kann dabei individuell per App gesteuert werden. Auch die Fassade des Instituts für Textiltechnik der RWTH Aachen ist herrlich bunt geworden.

Mehr als nur schön

So weit, so gut. Aber was kann Lichtbeton noch? Neben der dekorativen Komponente kann das Material vor allem Informieren und Steuern. Wie das?

Digital hinterleuchtete Pflastersteine etwa zeigen den Weg auf unwegsamen Hotelgelände an, U-Bahnstationen reagieren mittels Sensorik auf Passant*innen und sogar die Größe von Parkplätzen wird mit dieser Technik flexibel: Parken zum Beispiel viele schmale Autos nebeneinander, definieren hinterleuchtete Bodenplatten den Parkraum entsprechend und es ergibt sich insgesamt mehr Platz für weitere Autos. Ganz schön intelligent, diese Steine. Und der Energieaufwand für die LEDs ist dabei noch verschwindend gering. Theoretisch hält eine Lichtbetonwand bis zu 100 Jahre, sagt Gründer Andreas Roye.

Standortvorteil Aachen

Die Nähe zu Aachen und der RWTH ist ihm übrigens immens wichtig: Der fachliche Austausch über Innovationen am Markt und auch die Fachkräftesicherung durch Hochschul-Absolvent*innen sieht er als echten Standortvorteil. Nur ein bisschen wagemutiger könnten die Deutschen als „Technik-Skeptiker“ für seinen Geschmack noch werden. Zusammen mit seinem 15-köpfigen Team und seinem Partner Holcim für die Zementherstellung möchte er übrigens der Systemlieferant für Lichttechnik und infrastrukturelle Wegeleitsysteme werden. Wir vom Future Lab Aachen drücken dafür alle Daumen und Nerven wie Glasfasern!

16.04.2021