Zweite OP kann ausfallen

Folge 8: Aachener Ingenieure entwickeln speziell beschichtete Magnesium-Implantate, die die Heilung von Knochenbrüchen unterstützen und sich dann auflösen.

Bei Knochenbrüchen setzen Mediziner häufig Platten oder Schrauben ein, um die traumatisierten Knochenteile zu fixieren und das Zusammenwachsen zu ermöglichen. In einer zweiten Operation werden die Implantate nach zwölf bis 18 Monaten wieder entfernt. Einerseits, um die von permanenten Implantaten ausgehende Infektionsgefahr zu bannen. Andererseits, um ein „Stress Shielding“ zu vermeiden, bei dem sich der Knochen nur so weit regeneriert, wie es die mechanische Beanspruchung nötig macht. Wird er dauerhaft vom Implantat unterstützt, baut sich seine Struktur um – bricht das Implantat oder erneut der Knochen, entstehen große Probleme.

Die Ingenieure Florian Coppers und Kilian Reuß, Absolventen der RWTH, haben ein Implantat aus Magnesium und seltenen Erden entwickelt, das sich nach Heilung der Fraktur vollständig in Knochen umwandelt. Dadurch bleibt den Patienten eine zweite Operation mit ihren Schmerzen und anderen Unannehmlichkeiten erspart. Der Werkstoff ist stabil und belastbar, führt aber nicht zum Stress Shielding, weil er nur wenig fester als der Knochen ist. Als essenzieller Bestandteil des menschlichen Körpers unterstützt Magnesium die Knochenheilung und hemmt Entzündungen. Vor allem lösten Coppers und Reuß mit ihrem Team ein zentrales Problem, das die Forschung zuvor nicht zu überwinden vermochte: Eine neu entwickelte, widerstandsfähige Oxidkeramik-Beschichtung sorgt dafür, dass sich das Implantat nicht zu schnell auflöst, sondern tatsächlich erst im Stadium nach abgeschlossener Heilung.

Mit ihrem Start up Medical Magnesium vermarkten Florian Coppers und Kilian Reuß ihre Entwicklung. Neben zahlreichen anderen Preisen errangen sie im Mai 2017 beim renommierten Rice Businessplan-Wettbewerb in Houston, Texas, den mit 700.000 Dollar dotierten dritten Platz.

Wer hat’s erfunden?

Ingenieure des Aachener Start ups Medical Magnesium.